Import aus China – Warum Alibaba und Co nicht die beste Wahl sind

Eigene Marke im Handumdrehen? Ein ganzes Geschäft nur über Smartphone/Tablet aufbauen? Heute scheinbar möglich. Dropshipping und FBA Programme machen es möglich. Produkte werden nur noch eingepflegt, Herstellung, Versand und Retoure übernehmen ein oder mehrere Partner. Einkaufen – Verkaufen – Gewinn! Klingt doch super oder? Erste Schritte, sind dank wachsender Sprachkompetenz der Chinesen, über zB.: Alibaba (oder eine andere Handelsplattform) schnell gemacht. Doch der Import aus China (Asien) hat seine Tücken und es gibt gute Gründe warum Alibaba und Co nicht die beste Wahl für Start-ups und Laien ist.

Der vermeintliche Handelspartner wird im Prozess der Kontaktaufnahme und Bestellung auch meist recht freundlich sein und zumindest oberflächlich versuchen eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen. Die nächsten Schritte haben es aber bereits oft in sich. Augen zu und durch denkt sich manch ein Import – Neuling und übersieht dabei viele rechtliche Vorgaben und Auflagen. zb.: Was man überhaupt einführen darf – in welcher Menge – was dabei zu beachten ist und wie erst einmal der unternehmerische Grundstein in Deutschland vorbereitend gelegt werden muss, darüber machen sich viele oft keine Gedanken.

ein paar weitere Beispiele für Themenbereiche, die bei unserem Beispiel “Import /Branding” wichtig sein könnten :

  • Verpackungsverordnung
  • Gefahrengutverordnung
  • Etikettierungs- und Kennzeichnungspflichten
  • Produktsicherheits/haftung
  • Einfuhrbestimmungen und Prozesse
  • Steuerliche Bedingungen und Besonderheiten
  • Marken, Bild- und Designrechte
  • Informationspflichten uvm.

Wichtiger Hinweis: Das hier nun beschriebene Szenario ist Beispielhaft und fiktiv und wurde überspitzt dargestellt – Es wird kumuliert und in narrativer “Wir Form” beschrieben, was alles schief gehen könnte, wenn man auf ein schwarzes Schaf trifft und dieses nicht erkennt, bzw. zu wenig Erfahrung im Einkauf hat um Fallstricke und mögliche Besonderheiten im internationalen Sourcing und Warenverkehr zu kennen. Er richtet sich vor allem an Neulinge im Import oder an Fachfremde die sich langsam an das Thema Import und Herstellersuche China herantasten wollen.


“Hello Dear, how are you today? I am XY from YZ Company” so oder ähnlich kommen nun täglich die Nachrichten nach dem ersten Kontakt. Auch wenn die Preise sich von den Anzeigen auf der Onlineplattform stark unterscheiden, so entscheiden wir uns trotzdem für das gewünschte Produkt. Bisher ist alles toll, der Agent ist sehr nett und es scheint kein Problem zu sein mit Ihm ins Geschäft zu kommen. “How many do you like?” 20 Stück für den Anfang? “Oh, sorry we have MOQ (Mindestbestellmengen) but when you take 100, I can make better price” Zähneknirschend bestellen wir nun 100 Produkte, auch wenn wir diese und deren Qualität noch nie gesehen haben, schließlich möchten wir ja nun endlich beginnen zu verkaufen (Oder der Chef möchte neue Produkte bis xx haben).

“Which design/color do you like?” So viel Auswahl, aus einer Karten mit 20-50 Farben und Designs können wir wählen. Natürlich entscheiden wir uns für die zwei beliebtesten Designs (sagen wir Nr3 und Nr 12). “Oh, sorry only one Design per MOQ” Gut, Design Nr. 12 ist dann wohl leider raus. “But we have best quality here, all others copy from us” Glückstreffer, da sind wir wohl an den größten Experten geraten und unserem Erfolg steht nichts mehr im Wege, die Produkte werden weggehen wie warme Semmeln.

“Shipping with DHL?” Da schlägt das Herz direkt höher, DHL verspricht sicheren und schnellen Transport weltweit. Unser Produkt mit 100 mal 20g sollte ja nicht allzu viel kosten. “Shipping fee will be 286 Dollar” Wie für 2 kg ? ” I am sorry international shipping, is based on weight and volume, but with carrier xyz you can save 20 Dollars” Nein, sicher ist sicher, dann doch lieber mit dem heimischen Dienstleister.

“Payment via Paypal/Western Union? but you have to cover costs, please transact als friend” Immerhin haben wir schon lange Kontakt mit dem Agent und er scheint sehr zuverlässig zu sein. Wird schon schiefgehen.

“Your order will be ready in one week, will send you tracking number” Die Spannung und Vorfreude steigt und die Bemühungen und Nachrichten hören plötzlich auf. Es wird sehr ruhig und langsam macht sich ein mulmiges Gefühl breit.

Nach einer Woche fragen wir nach, es kommt eine kurze Antwort. “Hello Dear, your tracking is xxxxxxxxx”

Das Onlinetracking steht nun einige Tage still. Wir fragen wieder nach. “Our driver is on the way to Hong Kong, we had to wait another week due to a storm/holiday in YYY.”

Endlich das Tracking geht weiter, Standort “HUB Leipzig” Clearance – Aha nun also der Zoll. Wir erhalten eine Email mit der Bitte um Auskünfte wie Rechnungen, Quittungen und Zollnummern. In den meisten Fällen werden die Rechnungen nicht zu den Zahungsnachweisen passen (Preise anders / Versand nicht ersichtlich etc.) Haben wir das alles erledigt, sind meist nochmal 1-2 Tage vergangen, hätten wir es hier mit einer Terminbestellung zu tun, würde unser Kunde wahrscheinlich nicht so Geduldig sein.

Der Kurier klingelt endlich – Doch was ist das? Es befinden sich nun andere Designs als bestellt in der Lieferung und die Qualität ist fernab von dem, was online beschrieben wurde.”I am so sorry to inform you that we only have 30 pieces of your design in stock but we replaced it with other one for you to safe time.” Was nun? Zurück schicken ist sehr teuer, die Ware wurde gerade verzollt und kostete Vorlageprovision bei Versanddienstleister. “Dear, next time we know, sorry I can not refund, my boss does not agree” Die Gegenseite weigert sich das korrekte Produkt nachzuliefern oder Geld zu erstatten, der Kontakt bricht ab.

Nach ein paar Wochen haben wir den Verlust verschmerzt und schauen nochmal die Unterlagen durch, zum ersten mal fällt uns etwas an der Adresse auf. Name “XXX Trade Co.” , Building Nr. 1, Raum 32, 11111 Stadt, China nach kurzer Recherche finden wir heraus, es ist eine Einmannfirma die selbst nur handelt – also einkauft und verkauft – nach einer eigenen Produktion hatten wir nicht gefragt, es war ja schließlich “der Beste, mit der besten Qualität”


Fazit: Das Lehrgeld war sehr hoch und schmerzhaft, gerade wenn man als Einzelperson / Startup nur wenig Kapital zur Verfügung hat. Man sitzt auf einem teuren Haufen “Müll”, denn wie sich später bei dem Protagonisten des Szenarios rausstellt, hätten man die Ware ohne Kennzeichnung, Zertifizierung,Versicherung und Co. sowieso nicht in den Umlauf bringen dürfen. Darüber hinaus war das Design wenig später bei einem Markenhersteller zu finden, der dieses auch als Muster angemeldet hatte. Der Versuch des Learning by doings im Import, hätte im obigen Szenario als ganz schnell schwere Konsequenzen haben können.

Das Internet hat uns zwar neue Wege und Möglichkeiten gegeben zu kommunizieren, zu bezahlen und auch um zu arbeiten, allerdings ist es manchmal immer noch nötig, den längeren Weg des direkten Kontaktes zu suchen, um auch langfristige Partner zu finden, welche die selben Qualitätsansprüche an Ihre Produkte haben, wie wir es gerne für unsere Kunden wünschen.

Hier ging es nur um 100 kleine Produkte also einen finanziell und quantitativen sehr überschaubaren Rahmen. Bei größeren Werten würden wir uns noch mit sehr viel weitreichenderen fehlenden Informationen auseinandersetzen müssen, zB Sampling, Qualitätskontrolle, Incoterms, Internationale Versicherungen und Zahlungssysteme, Logistikprozesse und Partner uvm.

Kulturelle Fallstricke, die eigene Absicherung, Art der Kommunikation und Wissen über die Prozesse sind im internationalen Geschäft und Warenverkehr von größter Wichtigkeit um keine bösen Überraschungen zu erleben. Man benötigt viel Wissen über Markt und Menschen um eine erfolgreiche Kommunikation aufzubauen. Gerne bieten wir zu diesem Thema Tagesseminare, Inhouse Consultings und aber auch Hilfe bei Sourcing und Verhandlugen an. Wir bilden für Sie Brücken zu Ihrer Eigenmarke und helfen bei Qualitätssicherung sowie beim Aufbau und der Pflege von Lieferantennetzwerken weltweit.